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Chess 66©

 

Was ist neu bei Chess 66? Der Spielplan hat eine neue Geometrie. Er basiert auf dem 8×8-Brett des Normalschachs mit 64 Feldern, jedoch mit dem Unterschied, dass das Brett jetzt 66 Felder hat. Dieser scheinbare Widerspruch wird gelöst, wenn man das Spielfeld in der Reihe halbiert, die eine Hälfte um eine Linie verschiebt, die beiden Hälften wieder geometrisch ausrichtet und zwei neue Felder hinzufügt. Die neuen Felder sind die Felder 4 und 5.

Die veränderte Geometrie bringt es mit sich, dass links neben a4 und – aus Sicht des Weißspielers – rechts neben H5 Dreiecke entstehen, die in das Brett einbezogen werden. Sodann werden die Felder a4 und h5 ‘virtuell’ halbiert. Damit sind die Grundlagen für die Felder 4 und 5 gelegt.

Feld 4 setzt sich zusammen aus dem Dreieck links neben a4 und der linken unteren – ebenfalls dreieckigen – Hälfte des Feldes a4.

Feld 5 setzt sich – aus Sicht des Weißspielers – zusammen aus dem Dreieck rechts neben h5 und der rechten oberen – ebenfalls dreieckigen – Hälfte des Feldes h5.

Schließlich ist zu erwähnen, dass aufgrund der neuen Brettgeometrie:

  • Zwischen der unteren und oberen Bretthälfte ein Wechsel in der Linie erfolgt, bspw. d4 auf e5;
  • in gleicher Weise ein Wechsel in der Diagonalen stattfindet, bspw. d4 auf f5;
  • der Weißspieler unverändert ein weißes rechtes Eckfeld besitzt, während der Schwarzspieler jetzt ein schwarzes rechtes Eckfeld.

Das sieht zunächst nach einer geometrischen Spielerei aus. Ist es aber nicht:

Um es kurz zu machen:

Der König kann mit einer Figur schachmatt gesetzt werden.
Der Läufer kann seine Farbdiagonale wechseln.

Wie ist das möglich?

Beginnen wir mit der Aussage, dass ein gegnerischer König mit einer Figur schachmatt gesetzt werden kann und schauen wir auf die Felder 4 und a4 sowie 5 und h5.


Die Weichen

4 und a4 sowie 5 und h5 sind Weichen. Weichen ermöglichen Spielzüge, die es im Normalschach nicht gibt und die in erster Linie die Figuren Dame und Turm betreffen.

  • Über eine Weiche kann ein Zug ‘gegabelt’ ausgeführt werden (vgl. Bild 5), wodurch mit einem Zug weit mehr Felder erreicht werden, als Dame und Turm im Normalschach vermögen.
  • Von der Linie a1/a3 aus können der Turm und die Dame entweder Feld 4 oder a4 besetzen oder über die vorbezeichnete Weiche hinaus entweder die Linie a5/a8 oder die Linie b5/b8 besetzen.
  • Dame und Turm können damit auf der Linie a1/a3 einen bspw. auf a8 stehenden gegnerischen König ohne Hilfe anderer Figuren mattsetzen. Dame und Turm haben also auf den Linien a1/a3 bzw. h8/h6 starke Positionen.

Nun zur Aussage, dass ein Läufer seine Farbdiagonale wechseln kann:

Hier zeigt sich, dass ein Läufer beim Normalschach während des Spiels auf seinen Farbdiagonalen verbleibt. Ein weißer Läufer zieht stets auf weißen Diagonalen und ein schwarzer auf schwarzen. Gegnerische Läufer auf gegensätzlichen Farbdiagonalen können sich im Verlauf des Spiels nicht attackieren. Das ist prinzipiell ein ‘Verlust’ für das Schachspiel.


Die Transferfelder

Wenn im Verlauf des Spiels der ‘Farbwechsel’ des Läufers erfolgen soll, dann muss ein Farbtransfer möglich sein. Über die traditionellen Felder des Normalschachs ist das bekanntlich nicht möglich. Bei Chess 66 übernehmen die Transferfelder diese Aufgabe.

Die Felder 4 und 5 sind besagte Transferfelder, wie man an der doppelten Farbausstattung erkennen kann. Transferfelder ermöglichen Spielzüge, die es im Normalschach nicht gibt. Dies betrifft in erster Linie die Figuren Läufer und auch Springer.

Damit sind wir noch nicht ganz am Ende. Ein paar wenige Regeln kommen bei Chess 66 zu den bekannten Regeln des Normalschachs hinzu.

Zuvor sei erwähnt, dass sich abweichend vom Normalschach bei Chess 66 in der Anfangsstellung nur die Figuren Dame und Turm auf gleicher Linie gegenüberstehen – von den Bauern einmal abgesehen.


Die Regeln

Was die Weichen betrifft sind folgende Regeln einzuhalten:

  • Die Felder der Weichen (4/a4 und h5/5) sind eigenständige und daher getrennt spielbare Felder;
  • Die Felder a4 und h5 unterscheiden sich nicht von den entsprechenden Feldern im Normalschach;
  • Die neuen Felder 4 und 5 sind wie oben beschrieben zusammengesetzte Felder und bestehen zur Hälfte (dreieckig) aus Feld a4 bzw. h5 und den neuen Dreiecken aufgrund der Brettgeometrie;
  • Die Felder 4 und 5 sind trotz ihrer zusammengesetzten Herkunft gleichwertig mit allen anderen Spielfeldern und wie zuvor beschrieben eigenständig bespielbar;
  • Die Positionierung auf den Weichen muss eindeutig  sein. Entweder wird Feld 4 oder Feld a4 bzw. Feld 5 oder Feld h5 besetzt. Der Spieler muss dies durch eindeutige Positionierung seiner Figur anzeigen;
  • Die Weichen können grundsätzlich nur von einer Spielfigur besetzt sein; denn bei zwei Spielfiguren auf einer Weiche beansprucht jede Spielfigur die Hälfte des anderen Felds, was der Eigenständigkeit von Spielfeldern widerspricht. Zudem wäre dann denkbar, dass eine Weiche von einer eigenen und zugleich von einer; gegnerischen Figur besetzt wird, was soviel bedeutet, dass gegnerische Figuren teils auf demselben Feld stehen.
  • Bei einer Weiche wird eine Figur auf dem Feld geschlagen, auf dem sie stand. Dies wären Feld 4 oder Feld a4 für die eine Weiche oder Feld 5 oder Feld h5 für die andere;
  • Ein unmittelbarer Wechsel zwischen Feld 4 und Feld a4 bzw. 5 und h5 ist nicht möglich. In der Reihe ist von Feld 4 als nächstes Feld b4 und von Feld 5 als nächstes Feld g5 zu erreichen – wie Grafik 9 illustriert. Das hat einen einfachen Grund: Ein Wechsel zwischen Feldern kann nur stattfinden, wenn die Felder verschieden sind. Die Felder einer Weiche sind aber nur zum Teil verschieden, zur Hälfte sind sie gleich. Es kann also nicht auf demselben Feld bzw. teilweise selben Feld gewechselt werden;
  • Das Besetzen eines Feldes der Weiche sperrt die Weiche für das Darüberhinwegziehen. Ein Stein auf 4 verhindert demnach einen Zug a1-b8. Warum ist das so? Das liegt daran, dass das zweite Feld der Weiche zur Hälfte besetzt ist. Es macht keinen Unterschied, ob ein Feld ganz oder nur zur Hälfte besetzt ist. In beiden Fällen kann über ein ganz oder halb besetzten Feld nicht hinweggezogen werden.

Hier einige Zugbeispiele, die die Handhabung der Weiche erläutern:

  • Ein Turm/Dame kann von a1/a2/a3 Feld 4 oder a4 besetzen oder gleich bis a8 oder b8 ziehen;
  • Ein Läufer auf d1 kann Feld 4 oder a4 besetzen, oder gleich bis a5 ziehen; von 4 kann weiter bis e8 gezogen werden, wodurch der Laufer seine Farbdiagonale gewechselt hat;
  • Ein Turm/Dame auf Rang 4 (e4 bspw.) kann in der Weiche a4 oder 4 besetzen;
  • Ein Läufer auf e8 oder ein Turm/eine Dame auf a8 oder b8 können in der Weiche ebenfalls Feld 4 oder Feld a4 erreichen und dort eine gegnerische Figur schlagen; die gegnerische Figur steht danach auf dem Feld der geschlagenen Figur.
  • Per saldo kann in eine Weiche von unten, von der Seite oder von oben gezogen werden. Ist die Weiche nicht besetzt, dann kann gewählt werden, ob die Figur, die in die Weiche zieht, auf 4 oder a4 bzw. 5 oder h5 nach Ausführung des Zugs steht. Ist die Weiche besetzt, dann muss die Figur in der Weiche geschlagen werden; die gegnerische Figur nimmt den Platz der geschlagenen Figur ein.

 

Schlussendlich verlangt der Springer unsere Aufmerksamkeit:

Im Normalschach zieht der Springer auf eines der Felder, die seinem Standfeld am nächsten, aber nicht auf gleicher Reihe, Linie oder Diagonale liegen. Er zieht nicht über dazwischenliegende Felder.

Aufgrund der geänderten Brettgeometrie ist eine Ergänzung der FIDE-Regel für Springerzüge in Form einer spezifischen Definition zur Ermittlung der Feldabstände erforderlich. Sie stammt von Alfred Pfeiffer (Chemnitzer Schachverband e.V.) und lautet:

Der Springer zieht auf eines der Felder, die ein König von dem Feld aus in zwei Zügen erreichen kann, die aber nicht auf gleicher Reihe, Linie oder Diagonale liegen. Er zieht nicht über dazwischen liegende Felder.

Klingt kompliziert, ist aber eigentlich einfach und auch selbstverständlich. An einem Beispiel soll das verdeutlicht werden. Nebenstehend startet der Springer von Feld 5. Mit der FIDE-Definition für den Springerzug sind die Felder g7, f6 sowie f4 und g3 problemlos zu erreichen.

In Chess 66 ist darüber hinaus auch Feld e4 zu besetzen, da e4 von 5 aus mit zwei Königszügen erreicht werden kann – und zwar zunächst über g5 (vgl. vorstehende Regeln für Weichen), dann nach e4.

Ein weiteres Beispiel: Ein Springer, der von 4 startet, erreicht über a5/a6 Feld b6. Startet der Springer von a4, dann erreicht er über b5/b6 Feld a6. Sofern die Weiche als Einheit gesehen würde, könnten die beschriebenen Züge nicht ausgeführt werden, da Start- und Endfeld jeweils auf der gleichen Linie liegen.

Eine besondere Konstellation ist folgende: Ein Springer startet von a3. Über 4 und a5 wird Feld b5 erreicht. Wird der Weg über a4 und b5 gewählt, so wird a5 besetzt. Diese Züge sind konsequenter Weise ausgeschlossen, da Start- und Endfeld auf gleicher Linie liegen, was nicht regelkonform ist.

 

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